Protokolle zur Bibel
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<p>„Protokolle zur Bibel“ ist eine bibelwissenschaftliche Fachzeitschrift, die von der Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten (argeass.at) herausgegeben und von Dr. Veronika Burz-Tropper, Dr. Antonia Krainer, Dr. Agnethe Siquans und Dr. Werner Urbanz betreut wird. Die Beiträge gruppieren sich zum einen um die Themenschwerpunkte der Jahrestagungen der Arbeitsgemeinschaft. Zum anderen sind auch allgemeine Einreichungen aus der Bibelwissenschaft und benachbarten Disziplinen willkommen.</p>Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich (ArgeAss)de-DEProtokolle zur Bibel2412-2467Auf dem Weg in eine „normbegabte“ Zukunft? Jesaja 35 und das medizinische Modell von Behinderung
https://www.protokollezurbibel.at/index.php/pzb/article/view/8090
<p>Jesaja 35 eröffnet in seiner Zukunftsvision die Aussicht auf eine heilvolle Heim-kehr der exilierten Menschen zum Zion. Hierzu verwendet Jesaja 35 eine bildgewaltige Sprache, worin Menschen mit körperlichen Behinderungen analog zur umgebenden Natur zum Anschauungsobjekt des göttlichen Zuspruchs und Handelns gemacht werden. So werden nicht nur totgeglaubte Gegenden in ein fruchtbares Paradies verwandelt, sondern auch kör-perlich behinderte Menschen erfahren durch JHWH, den Gott Israels, Heilung. Dass diese Heilungsvision allerdings auch negative ethische Implikationen für Menschen in Behinderun-gen enthält, wird in diesem Aufsatz unter Bezugnahme auf die Disability Studies und deren verschiedenen Behinderungsmodellen herausgearbeitet.</p>Sarah Döbler
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2023-07-062023-07-06321Körper und Kleidung in Psalm 45
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<p>Beschreibungen von Körperteilen sowohl des Königs als auch der Königstochter in Ps 45 zielen über den jeweiligen Teil des Körpers hinaus auf die Person als ganze. Anders als dem Körper wurde der Wahrnehmung der Kleidung bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil. Die Beschreibung der Kleidung kann jedoch analog zu derjenigen des Körpers analysiert werden. Die Kleidung des Königs und der Königstochter haben nicht so sehr die Funktion, den Körper zu verhüllen, als ihn in einer sozial angemessenen Weise zur Schau zu stellen. Die (die soziale Stellung ausdrückende) Schönheit sowohl des Königs als auch der Königstochter ergibt sich erst durch die Kombination von Körper und Kleidung.</p>Konrad Kremser
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2023-07-062023-07-06321Schönheit, die nicht vergeht. Zum Zusammenhang von (idealen) Körpern und Gottesbeziehung in Joseph und Aseneth
https://www.protokollezurbibel.at/index.php/pzb/article/view/8092
<p>Der jüdische Roman Joseph und Aseneth kennt ausnahmslos Figuren, die von besonderer körperlicher Schönheit sind. Dies gilt besonders für die beiden männlichen Figuren Jakob und Joseph. Bei der weiblichen Protagonistin Aseneth wird ebenfalls ihre herausragende Schönheit betont (JosAs 1,5‒6), doch manifestiert sich ihre Konversion zum Gott Israels auch in einer Schönheit, die nicht weichen wird (JosAs 16,16). Dieser Artikel untersucht die Darstellung menschlicher Schönheit anhand der Figuren Jakob, Joseph und Aseneth sowie den Zusammenhang von idealer Schönheit und Beziehung zum Gott Israels mithilfe narratologischer Analyse der Erzählperspektive. Daran zeigt sich, dass Figuren mit einer besonderen Gottesbeziehung im Asenethroman immer durch die Augen einer Figur wahrgenommen werden und sich Gottesfurcht so als körperliche Schönheit manifestiert.</p>Maximilian Häberlein
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2023-07-062023-07-06321Leib ohne Leuchte. Die vorlukanische Pragmatik der Unterweisung in Lk 11,34–36
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<p>Das Logion in Lk 11,34–36 bleibt im literarischen Zusammenhang des Evangeli-ums sperrig, weil der situative Kontext nicht tradiert wurde. Während Lk 11,34 den Einfluss der moralischen Disposition auf die anatomische Sehfähigkeit beschreibt, thematisiert Lk 11,35–36 die Kompensation der fehlenden Sehfähigkeit durch die richtige innere Haltung, zur Sprache gebracht als τὸ φῶς τὸ ἐν σοί. Unter Einbindung von Lk 11,21–22 und Lk 12,15 sowie Lk 11,29–30 lässt sich als möglicher situativer Kontext die Ansprache eines blinden Gegenübers annehmen, dessen vermeintliche Bedürftigkeit mit der Besitzstandswahrung ei-ner ökonomisch etablierten Gruppe kontrastiert wurde. Bedeutsam für die Rezeption könnte das Logion werden, wo es als Hinweis auf die Anerkenntnis einer körperlichen oder geistigen Andersartigkeit und die allen gemeinsame Verantwortung gewertet wird.</p>Karl Matthias Schmidt
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2023-07-062023-07-06321Mahlhalten und Machthaben. Die Mähler im Esterbuch und ihre Machtdynamiken
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<p>Dieses Essay geht der Frage nach, ob und inwiefern die sich verändernden Macht-verhältnisse im Masoretentext des Buchs Ester in den Mahl- und Fastenszenen, die die ganze Erzählung durchziehen und gliedern, abgebildet werden. Dabei wird die Machtdefinition nach Imbusch verwendet, um ein möglichst holistisches Bild von Macht in den Blick zu nehmen. So soll zuerst die Funktion der Mahlszenen in Gliederung und Spannungsaufbau in den Blick genommen werden, und schließlich sollen die Mahlszenen in Hinblick auf die Machtverhältnisse genauer inhaltlich untersucht werden.</p>Maria Brader
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2023-07-062023-07-06321Die Semantik von δωρεάν in der LXX. Eine ergänzende Analyse der Überlegungen von Peter Spitaler
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<p>In seinem Aufsatz hat Peter Spitaler die seit längerem als selbstverständlich erachtete Annahme, dass das griechische Adverb δωρεάν polysem sei, da es neben seiner Grundbedeutung „kostenfrei“ noch weitere Bedeutungen aufweist, nämlich „vergeblich“, „ohne Grund“ und „zwecklos“, in Frage gestellt. Während in der LXX dieses Wort als Übersetzung des hebräischen polysemen Wortes חנם Verwendung findet, liegt das entscheidende Problem jedoch in der Tatsache begründet, dass es außerhalb der Bibel keine Belege dafür gibt, dass δωρεάν eine andere Bedeutung hat als „kostenlos“. Wenn man, wie Spitaler behauptet, alle Belege für δωρεάν in der LXX im Sinne von „kostenfrei“ bzw. „unentgeltlich“ verstehen und übersetzen kann, so würde sich die weit verbreitete Voraussetzung der Semantik von δωρεάν als fehlerhaft erweisen. Aus diesem Grund ist eine Analyse aller Belege in der LXX, die Spitaler selbst nicht vorgenommen hat, bedeutsam. Es ist der Zweck und das Ziel des vorliegenden Beitrags, die Überlegungen von Spitaler zu ergänzen und gegebenenfalls auch zu vervollständigen.</p>Daichi Okawa
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2023-07-062023-07-06321