Das hörende Herz Salomos oder Führungskompetenz aus der geistigen Dimension des Menschseins. Ein exegetischer und existenzanalytischer Blick auf 1 Kön 3,1–15
Schlagworte:
Leadership, Solomon, Existential Analysis, Logotherapy, Hebrew BibleAbstract
In der Hebräischen Bibel gilt das Herz als Sitz der Vernunft, aber auch der Gefühle und der Wünsche und steht somit für das Zentrum der Person. Was in der Bibel durch das „Herz“ symbolisiert wird, korrespondiert im Vokabular der existenzanalytischen Anthropologie mit der geistigen Dimension des Menschen, die das eigentliche Ich der Person umschreibt. Für Viktor E. Frankl, den Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie, steht die Herz-Metapher der Bibel für die „Tiefenperson“, d. h. die geistige Ebene des Menschseins, das sich nach der Dimensionalontologie Frankls dreifach entfaltet (körperlich, psychisch und geistig). Aus der geistigen Dimension heraus ergibt sich der Aufgabencharakter und die Verantwortlichkeit des Menschen. Aus existenzanalytischer Sicht ist Verantwortlichsein die Essenz der geistigen Existenz. Der Beitrag bringt die Erzählung von der Bitte des jungen Königs Salomo um ein hörendes Herz (1 Kön 3,1–15) und das damit verbundene biblische Modell eines idealen, weisen Herrschers mit dem Konzept einer sinnorientierten Führung auf Grundlage der Logotherapie und Existenzanalyse ins Gespräch.
