Wunderweiber? Eine patriarchale Nachkorrektur der charismatischen Witwenrollen (1 Tim 5,3–16)

Autor/innen

  • Halyna Schweizer

Schlagworte:

Widows, 1 Timothy 5:3–16, Patriarchy, Charismatic Roles, Early Church Structure

Abstract

Die vorliegende Untersuchung widmet sich 1 Tim 5,3–16 – einem Text, der auf den ersten Blick wie eine praktische Gemeinderegel wirkt, bei genauerem Hinsehen jedoch einen tiefgreifenden Wandel im kirchlichen Selbstverständnis offenbart. Anhand der Figur der Witwe lässt sich exemplarisch nachvollziehen, wie eine ursprünglich charismatisch geprägte Frauenrolle zunehmend in institutionelle Formen überführt wurde. Die Analyse zeigt, dass soziale Fürsorge, spirituelle Praxis und kirchliche Ordnung hier nicht harmonisch ineinandergreifen, sondern Spannung erzeugen. Die in der Forschung häufig vertretene Deutung, es handle sich bei 1 Tim 5 um ein fürsorgliches Gemeindereglement, wird damit in Frage gestellt. Vieles spricht dafür, dass wir es vielmehr mit einem pastoralbrieflich begründeten Rückbau charismatischer Frauenrollen zu tun haben. Der Text steht damit im Zentrum einer historischen Bewegung von Offenheit zu Struktur – einer Bewegung, die nicht nur die Rolle der Frau in der frühen Kirche verändert hat, sondern bis heute nachwirkt.

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Veröffentlicht

2025-12-12