Sophia – die erste Zweite göttliche Person. Christologische und trinitarische Überlegungen auf biblischer Grundlage
Schlagworte:
Wisdom, Christology, Trinity, Gender, CreationAbstract
Dass die göttliche Weisheit (ḥåḵmā/sophia) in einigen Texten des Alten Testaments und des Frühjudentums als präexistente und personifizierte, mit Gott verbundene Gestalt vorgestellt wird und somit weibliche Dimensionen in das jüdisch-christliche Gottesbild einbringt, ist bekannt. Wenig bewusst ist die starke präexistenzchristologische Rezeption von Sophia-Motiven im Neuen Testament, in der Patristik und in der liturgischen Tradition. Dieser Artikel zeichnet für Spr 8,22–31; 9,1–5; Sir 24,3–12; Bar 3,9–4,4; Weish 7–8; 9; 11,4 und äthHen 42,1–3 diese Rezeption in der ntl. Briefliteratur und den Evangelien nach (1 Kor 8,6;
10,4; 2 Kor 3,18; 4,4.6; Kol 1,15–17; Hebr 1,2–3; Joh 1,1–18; Lk 7,31–35; 11,49–51; 13,34–35) und stellt auch die kirchliche Weiterführung dieser Rezeption vor. Dazu werden prominente Passagen von Augustinus (Civ. 18,20; Ep.187) und Gregor v. Nazianz (Or. 31) sowie einige alte und moderne liturgische Texte präsentiert. Vor diesem Hintergrund werden traditionskompatible Möglichkeiten zur Demaskulinisierung der trinitarischen Sprache in Theologie und Gottesdienst angedacht.