Der Jünger, der bleibt bis zum Kommen des Herrn. Eine textpragmatische Verortung des "Johanneischen Schule"

Autor/innen

  • Markus Tiwald Universität Wien

Abstract

Die eigenwillige Redundanz johanneischer Sprache und die im NT einzigartige Theologie des vierten Evangeliums haben seit jeher zu denken gegeben. Verschiedene Hypothesen wurden für die johanneische Gemeinde entworfen und als Deutemuster an das Joh herangetragen. Nun soll aus der Textanalyse des Evangeliums selbst nach modernen sozio-linguistischen Erkenntnissen Textpragmatik und Sitz im Leben des vierten Evangeliums erhoben werden. Die Ergebnisse enthüllen den harten Stand, den die kleine johanneische Gemeinde angesichts jüdischem Synagogenbann und Etablierungstendenzen der christlichen "Großkirche" hatte. In beiden Fällen gelingt es der johanneischen Gemeinde, ihren "Sonderweg" zu behaupten. Die Textanalyse macht aber auch deutlich, dass in der Auseindersetzung mit dem Judentum keine Rede vom vielbeschworenen "johanneischen Antijudaismus" sein kann: zu tief ist das vierte Evangelium in seinem Mutterboden, der Welt des "heterodoxen", hellenistisch aufgeschlossenen Judentums verwurzelt. Die Polemik gegen "die Juden" trägt vielmehr die Züge eines "Streits unter Brüdern", nicht aber die einer prinzipiellen Ablehnung. Auch innerkirchlich hatte die johanneische Gemeinde mit ihrer charismatisch-offenen, egalitären Gemeindestruktur hart zu kämpfen. Trotz heftiger Widerstände behauptet sich die Gemeinde des Geliebten Jüngers; ihr gilt die Prophezeihung, zu bleiben bis zur Wiederkunft des Herrn - nicht zuletzt auch in heutiger Zeit als ein Korrektiv zu einer in Institutionen erstarrten Kirche.

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Veröffentlicht

2016-09-14

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